Assistenzhunde-Selbstausbildung
Mit vier Pfoten zu mehr Lebensqualität
Wenn Teddy an der Fußgängerampel steht, staunen Passanten nicht schlecht. Geschickt stellt er sich auf die Hinterpfoten und drückt die Signaltaste, bis die Fußgängerampel grün anzeigt.
Teddy ist ein reinrassiger Golden Retriever und lebt als Assistenzhund in meinem Haushalt. Mein Mann und ich sind contergangeschädigt.
Viele alltägliche Handgriffe wie das Öffnen von Türen, Schubladen oder Reißverschlüssen und das Aufheben von Gegenständen sind wegen der Fehlbildung unserer Arme nicht möglich.
„Irgendwann habe ich davon gehört, dass man Hunde zum Assistenten für behinderte Menschen ausbilden kann, um ihnen damit mehr Selbständigkeit zu geben. Das hat mich fasziniert.
Trotz meiner körperlichen Einschränkungen habe ich seit meiner Jugend Wert auf Selbständigkeit gelegt. Gleich nach dem Abitur zog ich von zu Hause aus, studierte und absolvierte eine Berufsausbildung zur Verwaltungsinspektorin. Ich wollte schon immer mein Leben selbst in die Hand nehmen und unabhängig von anderen sein.
Bei meinen Recherchen über Assistenzhunde und deren Ausbildung kam die Ernüchterung: Bis zu 30.000 Euro kostet ein ausgebildeter Hund. Das konnten wir uns unmöglich leisten. Die Krankenkassen übernehmen keine Kosten für die Ausbildung und Hunde-Bafög gibt es noch nicht. Also habe ich nach Alternativen gesucht.
Im Internet wurden wir fündig. Assistenzhunde kann man unter
bestimmten Voraussetzungen wesentlich günstiger auch selbst ausbilden.
Nicht jede Hunderasse ist für diese Arbeit geeignet. Retriever sind aufgrund ihrer charakterlichen Eigenschaften prädestiniert für solche Aufgaben. Die Bindung zwischen Hund und Mensch spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn die Chemie stimmt, werden das Lernen und die Arbeit umso leichter.
Teddy kam im Welpenalter von 12 Wochen zu uns nach Ravensburg. Bevor er an seine späteren Aufgaben herangeführt wurde, musste er eine solide Grundausbildung absolvieren. In dieser Phase wird besonders der Gehorsam geübt. „Teddys erste Kommandos waren Sitz, Platz, Aus und Nein“.
Ganz ohne Hilfe von qualifizierten Hundeausbildern geht es jedoch nicht. Der Schlüssel zum Erfolg ist Konsequenz, viel Geduld und positive Belohung.
Selbstausbildung mit Unterstützung einer Assistenzhundetrainerin und einer guten Hundeschule ist eine tolle Sache, die aber mit sehr viel eigenem Engagement verbunden ist. Tägliches Training ist dabei wichtig.
Teddy ist jetzt fünf Jahre alt und wenn Teddy mich im Alltag unterstützt, ist das nicht nur Lebensqualität sondern auch eine Selbstbestätigung meiner erfolgreichen Arbeit mit ihm.